Nox, 15 Jahre; Laura 17 Jahre; Johanna 15 Jahre u.a. Aus einer Befragung von insgesamt über 80 Jugendlichen aus NRW im November 2020, die ihre Gefühle während der Lockdowns beschreiben.
Zu Beginn des ersten Lockdowns beschreiben einige Jugendliche zunächst einen Gewinn an Selbstbestimmung: „Es ging mir tatsächlich sehr gut damit, da ich selbst entscheiden konnte, wann ich Pausen mache und viel strukturierter arbeiten konnte.“ … „Die Zeit für mich, mehr Schlaf, mehr Zeit für die Familie und die eigene Einteilung für Schulaufgaben haben mir gut getan.“
Viele Interviewpartner*innen berichten aber auch erhöhtem Druck in Bezug auf die Schule: „Ich stand krass unter Druck. Immer hatte ich Angst, dass ich eine Hausaufgabe nicht abgeschickt hatte. Oder dass ich eine Videokonferenz vergesse.“ … „Mir ging es schlecht, da ich vor lauter Aufgaben keine Minute Freizeit hatte und die ganze Zeit lernen musste.“
Während des Lockdowns fehlte der gewohnte Alltag. Die Situation wurde unter anderem als „endlos“ und „stillgestanden“ bezeichnet. „Man hat mir fast ein Jahr geklaut.“ Gegen das Gefühl des Ausgeliefertseins setzt ein Jugendlicher das Bild eines persönlichen Kampfes: „Ich habe mich ein bisschen wie in einem Film gefühlt, dass z.B. Corona der böse Gegner ist und ich gegen ihn kämpfen muss.“
Manche Jugendliche berichten davon, dass sie das Gefühl hatten, sie seien den Lehrer*innen weitestgehend egal. Bei einigen meldet sich die ersten sechs Wochen niemand. Alle scheinen mit sich selbst beschäftigt. Dies mündet u.U. in massiven Zukunftsängsten. Jugendliche, die gelernt haben, jederzeit leistungsbereit sein zu müssen, sehen sich jetzt der Situation überlassen. Das Gefühl der Hilfslosigkeit übertragen sie auf ihre Idee von Zukunft: „Also ich mache mir Sorgen um meinen Abschluss, wenn die Anforderungen so hoch bleiben, denke ich nicht, dass es viele schaffen und da muss ich mich einbeziehen und das wäre nicht so gut und auch wenn ich es schaffe, habe ich trotzdem Angst, nicht den Beruf machen zu können, den ich mir vorgenommen habe, weil vielleicht die Voraussetzungen bei unserem Abschluss gesenkt werden. Und dadurch entsteht nicht so’n guter Eindruck. Viele könnten daraus schließen, dass die Qualität des Abschlusses auch die Qualität der Person wiederspiegelt. Ich glaube, dass man da schlechtere Chancen hat, das Richtige zu finden.“