Frau Mayer ist 86 Jahre alt und wurde im Mai 2021 im Rahmen eines studentischen Forschungsprojektes telefonisch interviewt. Die zentrale Forschungsfrage beschäftigte sich dabei mit der Fragestellung, welchen Einfluss die Corona- Pandemie auf das Wohlbefinden alleinlebender Senior:innen in der eigenen Häuslichkeit hatte.
Der Feldzugang erfolgte durch eine Begegnungsstätte der offenen Altenhilfe, in die Frau Mayer vor der Pandemie stark integriert war. Sie erzählt: „Ich habe 10 Jahre ehrenamtlich dort gearbeitet, die Begegnungsstätte der offenen Altenhilfe hat sehr viel Unterhaltungsmäßiges, wir haben ja immer regelmäßig Singen gehabt und das war auch immer schön. Die Begegnungsstätte der offenen Altenhilfe ist für mich eine große Familie geworden“.
Durch den Wegfall der sozialen Interaktion in der Begegnungsstätte der offenen Altenhilfe, erzählt Frau Mayer, sei sie auch von Einsamkeit betroffen gewesen, allerdings nicht unmittelbar: „Soviel kann ich auch nicht mehr machen. Mit 86 hat man ja doch sein Alter. Ich bin seit 16 Jahren Witwe und bin seitdem auf mich alleine gestellt“.
Frau Mayer berichtet über ihre Erfahrungen nach dem Krieg und die daraus resultierende Kraft für die heutige Zeit: „Ich hab ja einen Krieg mitgemacht, das war ja noch was ganz anderes. Da haben wir gehungert, das müssen wir heute nicht mehr. Wir hatten kein Dach mehr überm Kopf, das ist heute auch nicht mehr. Insofern muss man eben auch zufrieden sein und wir mussten auch bisher bescheiden sein“. Frau Mayer erzählt über ihr aktuelles Empfinden: „In meinem Alter muss man sowieso zurück stecken, dann schöpft man aus den Erinnerungen auch Kraft. Es ist einfach für mich ja, ich bin zufrieden“.
Frau Mayer setzt ihre ehemalige Situation nach dem Krieg in Relation zu heute. Sie erzählt von Geld- und Hungersnöten und dass die heutige Situation nicht annähernd den Schrecken von damals widerspiegelt. Frau Mayer erzählt in dem Interview, dass es der Jugend nicht schaden könne, wenn sie nicht jederzeit Zugang zu materiellen Gütern hätte: „Es ist vielleicht auch eine ganz gesunde Einstellung für die Jugend, dass nicht immer alles da ist und man nicht immer alles kaufen kann, dass ist nicht alles selbstverständlich. Für mich ist das nicht selbstverständlich, für die andere Generation schon“.
Zusammenfassend kann berichtet werden, dass Frau Mayer durch die Corona-Pandemie und die daraus folgende Schließung der Begegnungsstätte der offenen Altenhilfe von Einsamkeit betroffen war. Sie konnte sich allerdings nach eigenen Angaben gut selber beschäftigen, da ihre Einsamkeit nicht mit der Corona- Pandemie begonnen hat und sie schon vor der Krise auf sich alleine gestellt war. Setzt Frau Mayer die heutige Situation in Relation zu ihrer Kindheit und Jugend, die von Kriegsumständen gezeichnet war, findet sie es nach eigenen Erzählungen nicht verkehrt, dass sich die kommende Generation auch in Zurückhaltung, Zufriedenheit und Bescheidenheit üben kann, so wie sie es tut.